Was ist Bingelkraut?
Seinen lateinischen Namen Mercurialis verdankt das Bingelkraut aus der Familie der Wolfsmilchgewächse dem römischen Gott Merkur. Er soll der Legende nach der erste gewesen sein, der das Bingelkraut als Heilmittel verwendete. In Europa trifft man auf verschiedene Arten Bingelkraut. Als Heilmittel interessant sind dabei das einjährige (Mercurialis annua) und das ausdauernde oder Waldbingelkraut (Mercurialis perennis).
Wie der Name schon verrät, wächst das einjährige Bingelkraut eine Vegetationsperiode lang und stirbt ab, sobald der Samen reif ist. Es ist ein milchloses Kraut mit 10-40 cm hohem Stengel, der sich meist verzweigt. Die Blätter sind hellgrün und eiförmig. Mercurialis annua wächst gern auf lehmigen Äckern, stickstoffreichen Weinbergen, an Zäunen, Mauern und auch als Unkraut im Gemüsebeet fühlt es sich pudelwohl. Wer genau hinsieht, bemerkt von Juli bis September die unauffälligen grün-gelben Blüten. Die frische Pflanze ist schwach giftig.
Das ausdauernde Waldbingelkraut (Mercurialis perennis) ist im Gegensatz zu seinem Geschwisterchen eine mehrjährige Pflanze und wächst als Staude mit einfachem Stengel. Dieser ist oben beblättert, unten kahl. Seine Blütezeit erreicht das Waldbingelkraut im April oder Mai. Es wirkt stärker als das einjährige und wird als narkotische Giftpflanze bezeichnet. Deswegen darf bei beiden Arten nur die getrocknete Pflanze verwendet werden, am besten als Tee. So können die Inhaltsstoffe Saponin, Trimethylamin, Methylamin und Hermidin ihre Wirkung entfalten, das Gift aber nicht. Auch Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherische Öle und Schleimstoffe sind im Bingelkraut nachzuweisen. Der Inhaltsstoff Hermidin ist wird zu rotem, blauen oder braunen Farbstoff umgewandelt. Erschrecken Sie sich also nicht, wenn ihr Urin nach einem Tee aus Bingelkraut rot sein sollte. Übrigens: Wegen seines unangenehmen Geruchs, nennt man das Bingelkraut im Oberharz auch Stinkerich.
Verwendung des Bingelkraut als Heilpflanze
Der griechische Arzt und Pharmakologe Dioskurides postulierte, Schwangere könnten mit Bingelkraut das Geschlecht des ungeborenen Kindes beeinflussen. Doch diese These konnte nicht bewiesen werden. Tatsächlich wirkt Bingelkraut harntreibend, abführend, schleimlösend und entzündungshemmend. Allem voran schätzt die Homöopathie das Bingelkraut wegen seiner abführenden Wirkung. Schon im Mittelalter setzte man bei Verdauungsbeschwerden auf Bingelkraut. Menstruationsbeschwerden, Amenorrhöe und andere Frauenleiden bekämpft Bingelkraut wirksam. Dank seiner hormonstimulierenden Wirkung greift Bingelkraut auch bei psychischen Beschwerden. Der Inhaltsstoff Saponin wirkt auf das limbische System im Gehirn und fördert dort die Ausschüttung des Glückshormons Endorphin. So zaubert Bingelkraut sogar dem melancholischen, phlegmatischen oder hypochondrischen Gemüt wieder ein Lächeln auf’s Gesicht. Im limbischen System entsteht auch die Lust auf Essen. Saponinhaltiges Bingelkraut regt den Appetit an und unterstützt Magersüchtige auf dem Weg zu einem gesunden Essverhalten. Vermutet wird auch eine präventive Wirkung gegen Darmkrebs, da Saponin die Zellteilung im Darm hemmt.
Auch schafft es Abhilfe bei Schneeblindheit und Sehstörungen aufgrund von Rheuma. Für rheumatischen Leiden aller Art bietet sich das Waldbingelkraut an. Seien es Magen-, Darm- und Blasenbeschwerden oder Kopf- und Gliederschmerzen. Akut lindert es allergische Reaktionen auf Pollen.
Das Bingelkraut hilft bei folgenden Krankheiten
- Appetitlosigkeit
- Bronchitis
- Gicht
- Husten
- Menstruationsregelnd
- Milchbildungs hemmend
- Ödeme
- Rheuma
- Verstopfung
- Warzen
- Wassersucht
- Wunden